Emmanuel Macron, der neue französische Präsident, beflügelt die deutsche Wirtschaft. Die deutschen Manager ließen die Knorken knallen, als sie den Ifo-Geschäftsklimaindex im Mai betrachteten – dieser kletterte auf den höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung.

Benötigt der Dax eine Pause?
Macron setzte sich gegen Le Pen durch – danach erzielte der Dax fast täglich neue Rekorde. In den letzten Wochen erzielte der Dax ein Plus von 6 Prozent. Auch die Privatanleger freuten sich über die täglichen Rekorde. Doch die Experten, allen voran Daniel Saurenz, ein Marktbeobachter von Feingold Research, warnen vor Übermut. „Der Dax benötigt eigentlich eine Pause“, so Saurenz, der daran erinnerte, dass der Dax in den letzten zwölf Monaten um knapp 4.000 Punkte gestiegen sei. „Man ist davon ausgegangen, dass sich Macron durchsetzen wird. Dennoch konnten wir beobachten, dass die Finanzmärkte erleichtert reagierten“, so Dirk Gojny, ein Analyst der National-Bank in Essen. Gojny verwies jedoch auf die ersten Widerstände gegen mögliche Reformen und ist auch der Meinung, dass die China-Daten sowie Währungsschwankungen einen Stimmungsdämpfer verursachen könnten. Schlussendlich läuft der Außenhandel in China zwar gut, jedoch nicht so gut wie erwartet.
Welche Auswirkungen haben der „Brexit“ und die Probleme mit der Türkei?
„Die deutschen Manager sind natürlich begeistert“, so Clemens Fuest, der Ifo-Präsident. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hob die Prognose für das Wirtschaftswachstum an – statt 1,6 erwarte man nun 1,8 Prozent für das Jahr 2017. Einerseits berufe sich die Prognose auf die gute Konjunktur, andererseits auf die niedrigen Arbeitslosenzahlen. Das Ifo-Geschäftsklima kletterte auf 114,6 Punkte (+ 1,6). Die deutschen Führungskräfte blicken wieder optimistisch in die Zukunft. „Der Sieg Macrons hat sehr wohl geholfen“, so der Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Nachricht, dass sich der Linksliberale gegen die Rechtspopulistin durchgesetzt habe, sorgte für einen ordentlichen Rückenwind. Man kann den Sieg als Signal verstehen, dass die EU doch nicht so unter Druck stehe, wie das viele Kritiker wohl gerne hätten“, so Wohlrabe. Macron stehe auch für Veränderungen – er will den Arbeitsmarkt reformieren und noch enger mit Deutschland zusammenarbeiten. Jedoch warnen die Experten vor Rückschlägen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die guten Entwicklungen keine Selbstläufer sind. Niemand weiß, ob die konjunkturelle Entwicklung auch in den nächsten Jahren gehalten werden kann“, so Martin Wansleben, der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Die Risiken? Der „Brexit“, Probleme mit der Türkei und die drohenden Handelsbeschränkungen in den Vereinigten Staaten.
„Das Wachstum ist in Ordnung, für einen Boom reicht es jedoch nicht“
„Natürlich freuen wir uns, wenn die Nachricht eines Allzeithochs vernommen wird“, so Andreas Scheuerle, ein Ökonom der DekaBank. „Doch wir müssen ehrlich sein und dürfen uns nicht anlügen – die deutsche Konjunktur befindet sich keinesfalls auf einem Allzeithoch“, so Scheuerle. Derzeit geht die Bundesregierung von einem Wachstum in der Höhe von 1,5 Prozent aus. Für 2018 werden 1,6 Prozent prognostiziert. „Das Wachstum sieht gut aus, für einen Boom reicht es noch nicht“, so Thomas Gitzel, der Chefvolkswirkt der VP Bank.
Bleibt Merkel an der Spitze?
Auch Deutschland befindet sich vor einer Schicksalswahl: Folgt man den aktuellen Umfragen, so wird die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel auch nach der Wahl an der Spitze bleiben. Die CDU konnte sich in der wöchentlichen Forsa-Umfrage verbessern und liegen derzeit auf 39 Prozent. Die SPD liegt bei 25 Prozent. Die Grünen kommen derzeit auf 6 Prozent, die FPD auf 9,5 Prozent und die Linke auf 10 Prozent. Rund 8 Prozent würden die AfD wählen. Vom „Schulz-Effekt“ sei zudem nichts mehr zu erkennen: 51 Prozent (+ 1 Prozent) würden Merkel direkt zur Bundeskanzlerin wählen; Schulz würden nur 22 Prozent (- 2 Prozent) die Stimme geben.